Der Weg zur Digitalen Nomadin -Teil 7-

Verzicht.
Es wurde von einigen schon angemerkt, dass ich jetzt auf sehr viel verzichte, um mein Ziel zu erreichen. Aber ist das wirklich so? Das Wort „Verzicht“ ist für mich erstmal negativ behaftet, wenn ich es höre.

Es ist Sonntag. Ich bin von selbst um 6:00 Uhr wach geworden. Meinen Freund habe ich kurze Zeit später geweckt, als ich gemerkt habe, dass sein Schlaf auch nicht mehr sonderlich tief ist. Wir freuen uns jeden Morgen, wenn wir nebeneinander aufwachen können. Freudig wünschen wir uns einen guten Morgen und kuscheln uns nochmal aneinander. Es ist so wohlig warm und man versackt in der Schwere der Bettdecke. Man möchte eigentlich nicht aufstehen. Doch dann ist da der Gedanke an die gemeinsame Zukunft.

Marc steht als Erster auf und schlufft in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen und die Katzen zu füttern. Die Schlafzimmertür war noch nicht einmal komplett geöffnet, da stand schon eine meckernde Miez im Weg und daneben hockte ein überrascht gurrender Tyli. Ich rolle mich seitlich träge aus dem Bett, mein Oberkörper liegt noch, aber die Füße stehen schon auf dem Boden. Ich hatte es fast geschafft. Mit etwas Anlauf raffe ich auch meinen Oberkörper auf. Auf der Kommode liegt ein frischer Stapel gefalteter Wäsche und ich freue mich meinen Sonntags-Gemütlichkeits-Anzug darunter zu sehen. Es dauert nicht lang, da bin ich hinein geschlupft.

In meinen flauschigen Hausschuhen schluffe ich ins Wohnzimmer, stecke den Stecker der Lichterkette des Weihnachtsbaumes in die Steckdose und zünde die Kerzen der Weihnachtspyramide an. Die kleinen Figürchen machen sich gemächlich auf den endlosen Weg nach Bethlehem. Ihnen macht es nichts aus, dass sie sich nur im Kreis bewegen.

Über mein Handy starte ich eine Weihnachtsplaylist. Marc kommt ins Wohnzimmer und sein Gesicht fängt an zu strahlen beim Anblick der flackernden Kerzenlichter und dem glänzenden Weihnachtsbaum. Wir decken uns den Esszimmertisch mit einem reichhaltigen Frühstück und lassen es uns gut gehen. Gut gestärkt werden die Laptops aufgeklappt und wir fangen an, uns mit der Umsetzung unseres Zieles zu beschäftigen.

Wäre ich gestern Nacht oder gar schon am Freitag feiern gewesen, würde ich jetzt so durchhängen, dass ich das Bett nur für Nahrungsaufnahme und Toilettengänge verlassen hätte. So war es immer in der Vergangenheit. Klar finde ich Feiern toll und bin auch gern mit Menschen umgeben, aber ich habe ein klares Ziel vor Augen und das kann ich nur erreichen, wenn ich fit bin.

Wir müssen sparsam sein und Prioritäten setzen. Erst vor kurzem haben wir noch darüber gesprochen, welche Festival-Tickets und Konzert-Karten wir uns besorgen wollen. Aber hier wäre es auch nicht bei den Kosten für die Tickets geblieben. Damit verbunden sind auch wieder Fahrtkosten und Verpflegung. Wir haben uns dafür entschieden, zu unterscheiden, welche Dinge uns wirklich wichtig sind und welche einfach nur nice-to-have wären. Alles was nice-to-have ist, haben wir erstmal pauschal gestrichen. Das Geld können wir viel besser für unsere Zeit im Ausland zurücklegen.

Ich habe mir immer gerne tolle neue Dinge gekauft. Heute machen ich mir mehr Gedanken darüber. Brauche ich das wirklich? Bringt mir der Gegenstand etwas?
Was kann ich davon mitnehmen und was müsste ich zurücklassen? Jede 150€, die ich spare, sind jeweils ein Monat Miete in Thailand. Je mehr ich zurückgelegt habe, desto mehr kann ich in Erlebnisse im Ausland investieren.

Verzichte ich also? Nein! Verzichten würde ich, wenn ich mein Ziel nicht verfolge.
Ich habe lediglich meine Prioritäten neu positioniert. Und das macht mich unglaublich glücklich. Ich drehe mich nicht mehr im Kreis. Ich habe ein klares Ziel vor Augen. Ich nähere mich immer mehr. Ich fühle mich so lebendig, wie schon lange nicht mehr. Ich bin nicht mehr durchgehend träge und versuche einfach nur den Alltag zu bewältigen. Ich stecke voller Energie und kann das schaffen, was ich mir vorgenommen habe.
Es gibt viele Menschen, die das nicht können.

Die Kerzen der Weihnachtspyramide sind jetzt abgebrannt und die Figürchen kommen zum Stehen.

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